Die Arbeitsweise: 3

Schulalltag: 4

Regeln: 4

Geräusche: 4

Sitzordnung: 4

Streit: 4

Jungen und Mädchen: 5

Lob und Tadel: 6

Umgang mit Fehlern: 6

Ein neues Thema einführen: 7

Vertrauen, Zuversicht, Respekt und Zuneigung: 7

Ein Arbeitsbeispiel: „Geld“ 8

Resümee: 10


Vom 1.-19.März 2004 lernte ich im Rahmen meines zweiten Blockpraktikum Herr Robischons Leitsatz vom „selbst organisierten kooperativen Lernen“ in der Praxis kennen.

Als besonders eindrücklich habe ich in Erinnerung die Phasen, während derer beinahe alle Kinder selbständig alleine oder zu mehreren sich aktiv und in höchstem Maße produktiv mit Lerngegenständen/ -inhalten beschäftigten; also an so gut wie alle der miterlebten Stunden.


Die Arbeitsweise:


Nicht immer stimmt der für das Kind interessante Gegenstand mit dem Fach, das auf dem Stundenplan steht überein, entspricht aber immer genau den Bedürfnissen, Interessen und Fähigkeiten des/der Kinder. Der Lehrer stellt keine Fragen, wenn ein Kind etwas wissen will oder Hilfe braucht, fragt es selbst, meistens zuerst andere Kinder, und erst als letzte Instanz wendet es sich an den Lehrer.

Wenn Kinder eine bestimmtes Themengebiet für sich entdecken, beginnen es zu erforschen, andere mitreißen, dann kann man ihnen nicht einfach sagen „Das haben wir jetzt nicht, das kannst du noch nicht, soweit sind wir noch nicht“. Solche Sätze gibt es in der Klasse von Herrn Robischon  nicht, denn sie würden den natürlichen Lernimpetus der Kinder erheblich bremsen. Also dürfen die Kinder weiter „forschen“, ausprobieren und erleben und zwar in ihrem eigenen Tempo. Der Lehrer gibt Informationen dazu, stellt verschiedene Lerngelegenheiten Zwar werden die Kinder nach einer gewissen Zeit wieder auf ein anderes Fach/Thema aufmerksam gemacht, aber das geschieht selten durch einen abrupten Schnitt, sondern die Kinder haben immer Teil am Ende der einen und dem Beginn der folgenden Lernsequenz. Durch Sätze wie „Um 11.20 muss aufgeräumt werden“, die Herr Robischon gegen Ende der Stunde an die Tafel schreibt, können sich die Kinder auf den Wechsel einstellen und haben Zeit ihr bearbeitetes Thema wirklich abzuschließen und sich auf die Beschäftigung mit anderen Lerngelegenheiten einzustellen.

Herr Robischon unterrichtet nicht, er lässt lernen. Der Lehrer ist Moderator und tritt tatsächlich hinter den Bedürfnissen der Schüler zurück. Er stellt Lerngelegenheiten und gibt einen Rahmen vor (Fach, Zeitrahmen, Materialien), in dem sich die Kinder völlig frei bewegen können. Ausbrüche aus dem gegebenen Rahmen werden nicht nur akzeptiert, sondern auch als Teil der Persönlichkeitsentwicklung angesehen. Z.B. schreiben Kindern manchmal an die Tafel oder in ihr Heft :“ Ich kann nicht mehr“, dann dürfen sie sich eine Pause gönnen, schlafen auf der Couch, oder beschäftigen sich anderweitig. Oder Kinder wenden sich in der Mathematikstunde  mit der Fragen an ihren Lehrer :“Darf ich auch ein Gedicht abschreiben?“. Auf die Frage eines Schülers ob er auf den Gang gehen dürfe antwortete Herr Robischon: „Du bist doch hier nicht eingesperrt.“. Daraufhin verließ ein zweiter Schüler den Klassenraum und sagte dazu: “Du hast gesagt wir sind hier nicht eingesperrt.“

Diese Art zu arbeiten mag für Beobachter seltsam wirken, denn der Lehrer „ macht ja gar nichts“. Aber eben das erlaubt es den Kindern in seiner Klasse, ihre eigenen Interessen zu erspüren und nach ihrem eigenen Tempo zu lernen und sich zu entwickeln.


Schulalltag:

Regeln:

Es gibt in dieser Klasse nur zwei große Verbote:

1. „Man darf Kinder nicht bei der Arbeit stören“. Das gilt, wie Herr Robischon mir gegenüber betonte, auch für Lehrer. D.h. dass sich die Lehrkraft soweit zurücknehmen muss, dass sie die Kinder nicht um den Beginn einer anderen Unterrichtsstunde willen oder aus anderen Gründen aus ihrer Arbeit herausreißen darf. Diese Regel erfordert von der Lehrkraft die eigene Rolle im Lerngeschehen völlig anders zu begreifen als es in der eigenen Schulgeschichte oder in der Ausbildung geschehen ist.

2. „Man darf Kinder nicht beleidigen oder ihnen wehtun.“ Auch diese Regel gilt für den Lehrer. Diesbezüglich wies Herr Robischon darauf hin, dass die allermeisten Lehreräußerungen in konventionell geleiteten Klassen eine Herabsetzung der Schüler beinhalten („Jetzt hast du es auch endlich kapiert“).

Geräusche:

In der Klasse, die Herr Robischon „unterrichtet“, ist es meist laut. Herr Robischon selbst nennt diese Geräusche „Kindergeräusche“. Es fällt allerdings auf, dass die Kinder sich beinahe immer über ihr Lernen austauschen, einander erzählen, was sie tun oder entdeckt haben oder gemeinsam Lösungswege für gestellte Aufgaben suchen.

Wenn es allerdings so laut wird, dass andere Kinder bei der Arbeit gestört werden, öffnet Herr  Robischon die Fenster weit und tatsächlich wird die Atmosphäre nach kurzer Zeit viel ruhiger. Eine so simple wie übersehene Lösung. 


Sitzordnung:

In den Klasse gibt es keine feste Sitzordnung. Die Kinder gruppieren sich immer wieder neu, je nachdem, mit wem sie gerade ein gutes Verhältnis haben oder wo ein Thema, das für sie von Interesse ist bearbeitet wird. So kommt es, dass manchmal Kinder auf den Tischen liegen, um besser sehen zu können, dass auf dem Sofa gearbeitet wird oder Kinder Tische während der Lernzeit neu gruppieren.

Häufig sieht man mehrere Kinder auf einmal an einem Computer arbeiten, sie sitzen neben- und hintereinander und wie oben erwähnt liegt auch mal jemand auf dem Tisch. Streiterein die hier des öfteren entstehen lösen die Kinder in den meisten Fällen unter sich.

Streit:

Es gibt natürlich auch immer wieder hörbare Kabbeleien, Streit oder kleinere Rauferein, die zur Geräuschentwicklung beitragen. In solchen Fällen greift Herr Robischon nur ein, wenn ersichtlich wird, dass die Kinder nicht selbst eine Lösung finden. Er gibt aber den Kinder aber immer genug Zeit, die Lösung auch für sich selbst zu finden und wenn er sich einschaltet, oktroyiert er keine Lösung sondern fragt beispielsweise: „Habt ihr schon miteinander geredet?“ oder er verweist die Streitenden an einen anderen, neutralen Schüler, der sehr kompetent im Vermitteln ist. Auf diese Weise sind die Kinder gefordert selbst Verantwortung zu übernehmen woran ihr Ehrgeiz das Problem selbst bewältigen zu wollen wächst und somit auch die Entwicklung ihrer Sozialkompetenzen enorm gefördert wird.



Kleinerer Rauferein gehören aber zwischen den Jungen dazu und sind auch als Teil ihrer Entwicklung  zu sehen und werden nur „unterbunden“, wenn das erste Verbot gebrochen wird.


Jungen und Mädchen:


Es ist sehr interessant in dieser Klasse die Unterschiede im Verhalten von Jungen und Mädchen untereinander zu beobachten. Denn anders als in den meisten Klassen, sind es hier die Mädchen die viele Konflikte austragen. Sehr oft verlassen sie das Klassenzimmer mit der Begründung sie hätten etwas zu bereden. Unter den Mädchen entstehen auch sehr häufig Streitereien um die Sitzordnung oder die Benutzung der Computer. Es fällt auf, dass die Mädchen Einzelkämpferinnnen sind. Sie stecken ihr „Revier“ ab („Da sitz ich und da sitzt meine Jacke und neben mir darf nur ... sitzen.“) und dulden kein Eindringen („ Den Computer hab ich reserviert, das darf nur ich sitzen.“).

Die Jungen zeigen einen sehr viel stärkeren Zusammenhalt in der Gruppe. Für sie ist es völlig unproblematisch zu sechst an einem Computer gemeinsam Lösungen zu erarbeiten oder sich bei den Aufgaben abzuwechseln.




... und so wenn Mädchen gebeten werden gemeinsam vorzulesen.



Lob und Tadel:


...gibt es so in dieser Klasse nicht. Herr Robischon betont immer wieder, dass er seine letzte Strafarbeit vor 23 Jahren aufgegeben hat. Wenn Kinder andere Kinder bei der Arbeit stören, macht er sie zunächst nur darauf aufmerksam indem er es laut vor der Klasse sagt oder ihren Namen an die Tafel schreibt. Die Kinder merken dann meist von selbst, dass sie sich nicht richtig verhalten und ändern das. Fällt das Fehlverhalten massiver aus, werden die Kinder zunächst nach draußen geschickt. Oft sagt Herr Robischon in solchen Fällen : „Es gibt Kinder, die können auf sich selbst aufpassen. Der/die ...kann das nicht.“ Wenn das Fehlverhalten nicht aufhört, bekommt das Kind eine Benachrichtigung an die Eltern mit nachhause, die das Problem beschreibt und darum bittet, die Angelegenheit mit dem Kind zu besprechen. Das ist die höchste Sanktion.

Wenn Herr Robischon sich über das Verhalten in der Klasse ärgert, dann schreibt er es für alle an die Tafel und spricht mit der Klasse darüber. Wichtig ist hier anzumerken, dass die Kinder nicht geschimpft werden, sondern über den Ärger gesprochen wird.

Auch Lob gibt es in dieser Klasse nicht. Wenn ein Kind dem Lehrer eine Arbeit zeigt, drückt er dem Kind gegenüber seine Freude aus, er sagt nicht „Das ist gut“.

Es gibt keine schlechten Kinder . (vgl. Robischon in: Schlechte Kinder gibt es nicht, 1994: in:Pädagogisches Forum 2/1994, S.55-58).


Umgang mit Fehlern:


Fehler braucht man um zu Lernen. Fehler sind ein Schritt auf dem Lernweg. Im ersten Schuljahr werden Fehler in dieser Klasse nicht korrigiert, um die Kinder nicht zu bremsen oder ihre natürlichen Ehrgeiz herabzusetzen. Ab dem zweiten Schuljahr macht der Lehrer dann auf Fehler aufmerksam und die Kinder korrigieren diese. Erst wenn ein abgeschriebener Text keine Fehler mehr enthält, wird er mit dem Vermerk „0 Fehler“ unterschrieben.

Für die Ergebniskontrolle im Fach Mathematik liegt immer ein Kontrollblatt aus, außerdem stehen den Kindern Taschenrechner zur Verfügung um sich selbst zu überprüfen.


Ein neues Thema einführen:


Ein neues Thema beginnt, sobald der Lehrer merkt, dass die Kinder etwas Neues entdeckt haben. Z.B. fing in der letzten Woche meines Praktikums ein Kind an Papierflugzeuge zu bauen und wunderte sich, warum diese je nach Bauweise andere Flugeigenschaften zeigten. Nachdem sich bald mehrere Kinder dafür interessierten,  brachte Herr Robischon zwei Tage später einen Experimente-Koffer

zum Thema Luft mit
.

Er tat nichts weiter, als das Fach (HS) an die Tafel zu schreiben, den Koffer zu öffnen und ein wenig darin zu stöbern, schon waren interessierte Kinder zur Stelle und nach kürzester Zeit waren alle Kinder hochinteressiert und motiviert bei der Arbeit. Der Lehrer tut nichts weiter, als das Interesse in der Klasse aufzugreifen und mit weiteren Materialien und Informationen zu nähren. Kaum ist das geschehen, kann er zurücktreten und beobachten.



Vertrauen, Zuversicht, Respekt und Zuneigung:


In der Klasse konnte ich ein bei allen Kindern großes Selbstvertrauen feststellen, ich habe den Eindruck, dass beinahe alle Kinder in dieser Klasse ihre Bedürfnisse tatsächlich spüren können. Viele Menschen die ich kenne haben diese Fähigkeit schon lange nicht mehr. So sind die Kinder in der Lage, die für sie jeweils angemessenen Lerngelegenheiten auszuwählen und wahrzunehmen. 

Hier werden Kinder von vornherein als gute Menschen gesehen, als freundliche kleine Wesen, die vielleicht durch ihre Lebensumstände verstört sind und daher „auffällig“ sind. Sie werden vom Lehrer respektiert in ihrer Art und es wird ihnen grundsätzlich Zuneigung entgegengebracht. Respekt und Zuneigung bilden eine der Grundstöcke dieser Art zu „unterrichten“.  Die Kinder spüren aber, dass sie sich in dieser Klasse frei entfalten dürfen und die in sie und ihr Können gelegte Zuversicht hilft ihnen, sich selbst zu vertrauen und ihrerseits zuversichtlich zu sein.  Schließlich ist es für ein kleines Kind ein tolles Gefühl, wenn ein Erwachsener ihm Verantwortung überlässt, auch oder zuerst die Verantwortung für das eigenen Handeln. Und wenn dem Kind gezeigt wird, dass man darauf vertraut, dass es in der Lage ist selbständig Probleme zu lösen. Dieses Verhalten gegenüber Kindern lässt ihnen Raum zum Wachsen; und so wie ich es in Herr Robischons Klasse erlebt habe, wachsen sie so täglich über sich hinaus.





Ein Arbeitsbeispiel: „Geld“


Zu Beginn der zweiten Woche meines Praktikums brachte Herr Robischon fünf Kästen mit Rechengeld in die Klasse. Er sagte nichts dazu. Bald haben einige Kinder, für diese Klasse bezeichnenderweise Mädchen, die Kästen entdeckt und beginnen zu zählen. Bald wollen auch andere Kinder mit dem Geld arbeiten und aus der Situation heraus entstehen ohne jede Anleitung zwei Kaufläden. Die Kinder arrangieren alles, was sie im Klassenzimmer an Büchern, CDs, Materialien etc. finden können ansprechend an zwei verschiedenen Stellen im Klassenzimmer und schon ist der Wirtschaftsunterricht in der Grundschule in vollem Gange. Es wird hin und her gekauft und verkauft und bald auch gehandelt. Selbständig erarbeiten die „Ladenbesitzer“ Preislisten und die „Käufer“ finden schnell heraus wo es billiger ist.

Am nächsten Tag kommen wir ins Klassenzimmer und die kleine Marktwirtschaft läuft bereits auf Hochtouren. Nach zwei Tagen schreibt ein Junge auf einen Zettel :

“Laden der Johannesgrundschule Hausen. Alle Kinder kaufen und müssen wieder verkaufen. Sonst funktioniert es nicht.“

Man bemerke bitte, dass das alles aus sich selbst entsteht.

Täglich noch vor dem ersten Läuten, bitten die Kinder um die Geldkästen, alle sind voller Elan. So ergeben sich aber auch schnell die ersten Streitigkeiten. Manche Kinder wollen das Geld nur horten, nichts damit kaufen oder rechnen und auch nichts abgeben. Die Streitigkeiten mehren sich und so nimmt der Lehrer die Geldkästen wieder aus dem Klassenzimmer. Am nächsten Tag spricht er mit den Kindern über seinen Ärger. An der Tafel steht: „ Lässt es sich eigentlich regeln, dass jedes Kind gleich viel Geld bekommt?    Superreich                     bettelarm“

Zuerst versuchen wieder viele Kinder so viel Geld zu nehmen, wie sie bekommen können. Es gibt viel Streit. Nach und nach lässt sich aber erkennen, dass die Kinder auf dem Weg sind das Geld gerecht zu verteilen. Es klappt aber letzten Endes doch noch nicht.

Es ist auffallend, dass die Kinder untereinander handeln. Sie sprechen viel miteinander, üben sich in höchstem Maße in den sogenannten „soft skills“.

In den darauffolgenden Tagen und auch in der nächsten Woche arbeiten die Kinder weiter mit dem Rechengeld. Ihr Interesse an der Materie ist noch nicht erschöpft, da sie noch nicht alles damit ausprobiert haben. Sie erleben ihre eigene kleine Markwirtschaft. Zwei Mädchen machen sogar Inventur.

Der Lehrer gibt nun immer wieder Informationen zum Thema an die Tafel.


z.B:


Einkauf

Verkauf

1 Kilo Erdbeeren

100 g Erdbeeren

3,50 €

2,50 €


Oder


Herstellung

Einkauf

Verkauf

Verschleiß

Rohstoffe

100 T-Shirts

1 T-Shirt

auftragen

Arbeitskräfte

Maschinen

25,00€

12,00€


Die Kinder sprechen drüber und fragen nach. Herr Robischon erzählt dazu „Geschichten“ die er erlebt hat, um den Kindern den Anschrieb zu verdeutlichen.


Es gibt auch in der zweiten Woche, in der die Geldkästen im Klassenzimmer sind oft Streit darum. Manche Kinder verstecken sie, um das Geld für sich alleine zu haben.

Daraufhin stellt der Lehrer eine neue Aufgabe. An der Tafel steht:


„Jedes Kind, das mitmacht bekommt 538,70€.“ 

(diese Summe ist ohne besonderen Grund gewählt).

 


Auch hier gibt es wieder Auseinandersetzungen. Es beginnt aber zu funktionieren.

Am nächsten Tag wird wieder ein zu verteilender Betrag an die Tafel geschrieben. Es funktioniert schon ein bisschen besser.


Resümee:

In Herrn Robischons Klasse habe ich mich in den drei Wochen meines Praktikums sehr wohlgefühlt. Es war für mich auffällig, wie gut die Arbeitsatmosphäre ist, denn es arbeiten, wie bereits erwähnt, beinahe immer alle Kinder. Die Kinder haben hier Raum sich zu entfalten. Nicht nur in ihrem Lernen, sondern auch und vor allem in ihrer Persönlichkeit. Das in sie gelegte Vertauen und die Zuversicht, dass sie tatsächlich wie ein Schwamm lernen werden, was sie nur können, lassen sie wachsen. Die meisten Kinder sind sehr sicher in ihrem Auftreten und auch im Vertreten ihrer Interessen und Bedürfnisse, denn sie werden hier angenommen als die, die sie sind und nicht als die, die sie sein sollen. Ich habe auf so engem Raum selten so viel Platz für die Anwesenden empfunden.

 

Mir gefällt die Arbeitsweise von Herrn Robischon sehr gut. Die veränderte Position des Lehrers als Moderator, der den Handelnden Raum und Zeit lässt selbst zu entwickeln, zu entdecken und zu finden. Den Kindern wird hier sehr viel Respekt entgegengebracht und es ist unübersehbar, wie gut ihnen das tut und wie sehr sie dieser Umgang mit ihnen fordert und damit auch fördert.

Allerdings fehlen mir in dieser Klasse Aktivitäten in der Klassengemeinschaft. Es gibt zwar täglich die sogenannte „Vorlesezeit“, aber es wird nie ruhig im Klassenzimmer, so dass die Kinder, die zuhören wollen gestört werden und der Lehrer nicht ungestört vorlesen kann. Auch gibt es nie einen Stuhlkreis, der von den Kindern verlangen würde ein paar Minuten einander zuzuhören. All das üben die Kinder zwar in ihren kleinen Arbeitsgruppen, aber ich denke doch, dass es wichtig wäre, solche Verhaltensweisen auch in der großen Gruppe einzuüben, auch wenn es vielleicht dem einen oder anderen Kind gerade nicht entspricht. Einerseits kann es ein sehr schönes Erlebnis und außerdem beruhigend sein, in der Gruppe einander zuzuhören, Geduld und Respekt zu üben und aufeinander einzugehen, andererseits brauchen die Kinder diese Verhaltensweisen bei anderen Lehrern.

Ein Mädchen dieser Klasse hat aber den Stuhlkreis betreffend einmal zu Herrn Robischon gesagt: „Das machst du nur, damit wir nicht weglaufen können.“.

Als ein ganz wichtiger Aspekt für das Gelingen von so freiem „Unterricht“ scheint mir die Konstanz des Lehrers. Die Kinder  können sich voll auf das Verhalten ihres Lehrer verlassen. Ich konnte hier wieder erleben, dass es sehr wichtig ist, dass der Lehrer in der Klasse als die Person anwesend ist, die er tatsächlich ist, dass er wahrhaftig ist und menschlich. . Nur so kann eine vertrauensvolle und verlässliche Basis für gemeinsame Arbeit geschaffen werden.

Das bedeutet auch, dass der „Unterrichtsstil“ dem Lehrer entsprechen muss. Ich für meinen Teil weiß bereits jetzt, dass ich in meiner Praxis als Lehrerin etwas weniger frei arbeiten werde können.


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